Nashörner

Nashörner
Nashörner,
 
Rhinozerosse, Rhinocerotidae, seit dem Oligozän (seit rd. 35 Mio. Jahren) existierende, heute mit nur fünf Arten in Savannen und Grasländern Afrikas und Asiens verbreitete Familie etwa 2-4 m körperlanger, tonnenförmiger, dreizehiger Unpaarhufer; fast haarlose, Laub und Gras fressende Tiere mit panzerartiger Haut, kurzen, säulenförmigen Beinen und ein bis zwei Nasenhörnern. Der Gesichtssinn ist schlecht, der Geruchssinn dagegen gut ausgebildet. Nashörner sind vorwiegend Einzelgänger. Nach einer Tragzeit von 400-490 Tagen bringt das Weibchen ein Junges zur Welt, das bereits eine Stunde nach der Geburt aufstehen kann.
 
Heute leben nur noch fünf Arten, zwei in Afrika und drei in Asien. Nashörner sind durch massive Wilderei und Lebensraumzerstörung gefährdet beziehungsweise vom Aussterben bedroht. Von den drei asiatischen Arten ist das Javanashorn (Rhinoceros sondaicus; Kopf-Rumpf-Länge 3,1 m; Schulterhöhe 1,55 m; ein Horn) die am stärksten bedrohte; der Gesamtbestand beträgt nur noch etwa 50 Tiere in Westjava. Das Indische Panzernashorn (Rhinoceros unicornis; Kopf-Rumpf-Länge 2,1-4 m; Schulterhöhe 1,70-1,85 m; ein Horn) ist mit etwa 1 900 Individuen in Indien und Nepal verbreitet. Charakteristisch sind die großen (namengebenden) Hautplatten. Vom Sumatranashorn (Dicerorhinus sumatrensis; Kopf-Rumpf-Länge 2,6 m; Schulterhöhe 1,35 m; zwei Hörner), der kleinsten asiatischen Art, leben nur noch etwa 400 Exemplare in Sumatra, Malaysia und Birma. - Etwas größere Bestandszahlen zeigen die (jedoch ebenfalls bedrohten) afrikanischen Arten. So leben noch etwa 2 550 Spitzmaulnashörner (Spitzlippennashörner, Diceros bicornis; Kopf-Rumpf-Länge 3-3,7 m; Schulterhöhe 1,55 m; zwei Hörner) v. a. in Namibia. Ihr Name deutet auf die charakteristische fingerförmig zugespitzte Oberlippe hin. Das Breitmaulnashorn (Breitlippennashorn, Ceratotherium simum; Kopf-Rumpf-Länge 3,6-4 m; Schulterhöhe 1,75-1,90 m; zwei Hörner) hingegen hat fast quadratische Lippen; Bestand etwa 6 800 Tiere v. a. im südlichen Afrika.
 
Bis zum Ende der letzten Eiszeit waren Nashörner auch in Europa weit verbreitet. Das Wald- oder Mercksche Nashorn (Dicerorhinus kirchbergensis) lebte in Laubwäldern, Savannen und Grasländern, in Mitteleuropa bis zum Ende des letzten Interglazials, in Spanien bis zum Beginn der Würm-Eiszeit. Das Fell- oder Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) der Kältesteppen Eurasiens (Riß- und Würm-Eiszeit) war 3,50 m lang, 1,60 m hoch, hatte ein dichtes langhaariges, braunrotes Fell, einen tief herabhängenden Kopf, hochkronige Backenzähne, trug zwei Hörner (vorderes, größeres auf der Spitze des Nasenbeins, hinteres zwischen den Augen) und ernährte sich v. a. von Gräsern und Kräutern. Nashörner wurden von paläolitischen Menschen bejagt und in der Kunst dargestellt.
 
Zu den auf altertümliche Tapirformen zurückgehenden, seit dem Eozän belegten Nashornartigen gehören außer den Nashörnern die schlanken Hyracodontidae (Obereozän bis Oligozän; Nordamerika, Asien), die plumpbeinigen, mit hauerartigen Eckzähnen versehenen Amynodontidae (Mitteleozän bis Unteroligozän; Holarktis) und die Riesenformen der Indricotheriidae (Oligozän bis Miozän; Eurasien; Baluchitherium, Indricotherium, Paraceratherium). Nasenhörner traten erst im Miozän auf.
 
 
In der jüngeren Altsteinzeit wurden Nashörner an den Wänden der Höhlen Südfrankreichs abgebildet (z. B. Lascaux, Font-de-Gaume). Aus Dolní Věstonice in der Tschechischen Republik stammt ein Nashörnerkopf aus gebranntem Ton. Auch bei den afrikanischen Felsbildern sind Nashörner vertreten (Fessan, Sahara, Transvaal). Im Niltal fand sich ein vorägyptisches Felsbild eines Nashorns. Aus der Harappakultur sind Specksteinsiegel mit Nashorndarstellungen bekannt. Die Bedeutung des Nashorns in der hinterindischen Mythologie beweist ein Relief von Angkor Vat aus dem 12. Jahrhundert, auf dem der Feuergott Agni auf einem Nashorn reitet. Auch im antiken Rom war das Nashorn bekannt. Pompeius soll 55 v. Chr. das erste Nashorn zu den Spielen gebracht haben. Dargestellt ist das Nashorn auf Mosaiken, Reliefs, Wandgemälden, Münzen und Gemmen. Das Horn war Handelsware. 1513 kam ein Indisches Panzernashorn nach Lissabon, von dem A. Dürer 1515 nach Skizzen und Beschreibungen einen Holzschnitt anfertigte.
 
In Asien wird das Horn des Nashorns bis heute als Aphrodisiakum gehandelt (Ursache für massive Wilderei und daraus resultierende Bestandsbedrohung). Die Afrikaner fertigten aus der Haut Schilde, Panzer und Schüsseln und verzehrten Fleisch und Fett.

Universal-Lexikon. 2012.

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